Yoga ist heute ein weiter Begriff geworden …
Was versteht der Einzelne darunter? Es gibt Antworten wie:
Es gibt verschiedene Yogarichtungen, die ihren Ansatz aus den alten Schriften beziehen, wie z.B. die Hatha-Yoga/Pradibika oder die Yogasutren von Pantanjali. Viele bekannte Yogalehrer die daraus
hervorgegangen sind, haben einen eigenen Yogaweg entwickelt.
Die Wurzeln des YOGA liegen in Indien. Eine jahrtausende alte Kultur, von der heute nur noch Reste erhalten sind.
Die Hauptpfade des ursprünglichen YOGA waren:
In Indien herrschte nie eine Kirche oder ein festes Glaubenssystem.
Der Hinduismus herrscht zwar vor, doch steht immer die individuelle Wahrheitssuche des Menschen und sein Ringen um Verwirklichung durch Gotteserkenntnis im Vordergrund Die Wissenschaft des
Raja Yoga will der Menschheit eine praktische Methode an die Hand geben, mittels derer sie zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen kann.
So gibt es im Yoga viele Systeme, Traditionen und eine Fülle von Yoga-Richtungen mit Asana, die in den Westen getragen wurden.
1893 hielt ein großer Yogi – Swami Vivekananda – in Chicago einen Vortrag in dem er behauptete, dass dem damaligen YOGA kein spiritueller Weg zugrunde lag und riet von dem Yoga, wie er
praktiziert wurde, ab.
Woher kommt aber diese Bezeichnung „der Neue Yogawille, eine neue Yogaempfindung“?
Der Begriff „Neuer Yogawille“ wurde zum ersten Mal von Rudolf Steiner im November 1919 geprägt, in einem Vortrag in Dornach. Er sprach über die Notwendigkeit, dass für die
Zukunft ein neues Verständnis von Yoga entstehen müsse.
Das ursprüngliche Anliegen der Theosophischen Gesellschaft war es, die alten esoterischen Lehren des Yoga und die östlichen Weisheiten des Buddhismus für den Westen zu beleben.
Es kam aber zum Zerwürfnis mit der Theosophischen Gesellschaft und Gründung der
Anthroposophie als einer modernen, auf neuen Schulungsanfängen aufbauenden und gänzlich verwandelten Theosophie mit dem Anliegen „das Innere nach außen zu stülpen und das Äußere nach Innen zu
kehren“, aus dem orientalischen und christlichen Gedankengut einen Schulungsansatz für die Zukunft des westlichen Menschen zu entwickeln.
In dem Vortrag am 30.11.1919, innerhalb des Vortragszyklus „Die Sendung Michael“, verwendete Rudolf Steiner den Begriff ein einziges Mal. Der Inhalt dieses Vortrages ist sehr komplex und hat eine
große Bedeutung zwischen Yoga und Anthroposophie.
Steiner schildert darin 2 Prozesse der Entwicklung übersinnlicher Erkenntnisse.
Den ehemaligen „Luftseelenprozess", der in der alten Yogakultur durch eine Kultivierung des Atems zustande gekommen ist (bekannt als Pranayama oder Kontrolle der Lebenskraft,
Kontrolle des Pranas) und den „Lichtseelenprozess", der mittels Sinneswahrnehmung stattfindet. Der frühere Luftseelenprozess ist heute nicht mehr möglich, da die
Luft nicht mehr beseelt sei. Das war nur bis zum 8. Jh. v. Chr. der Fall.
Zu der früheren Zeit war das Bewusstsein der Menschen anders, in der Erde war Seele in der Luft war Seele. Das ist heute, durch das Ereignis von Golgatha, durch den christlichen Impuls, nicht
mehr der Fall.
„Der Neue Yogawille", den Rudolf Steiner als Begriff einführte, hatte als Grundlage nicht mehr den Atemprozess, sondern den Wahrnehmungsprozess.
Wir schauen uns die Pflanze, das Tier, den Menschen zur Wahrnehmungsschulung an.
Er stellte dem Atemprozess die Erkenntnissuche im Wahrnehmungsprozess gegenüber. Für ihn waren die alten Yoga-Atemübungen der Inbegriff einer Art der Annährung an die geistige Welt. Die Annährung
an die geistige Welt muss heute allerdings durch den Wahrnehmungsprozess abgelöst werden.
Gegenüberstellung von Altem und Neuem
Würden wir in dem Alten – im Atemprozess bleiben, würden wir gewissermaßen zurückkehren in das Erbe früherer Zeiten, in eine mystische Innenwelt und Vergangenheit hineinsteigen und nicht im
schöpferischen Weg nach außen eine neue und nächste Inkarnation vorbereiten.
Mit jeder bewussten Wahrnehmung, mit jedem Gedanken, mit jeder Empfindung wird der Mensch selbst schöpferisch tätig und fügt etwas von ihm neu Geschaffenes zu Bestehendem hinzu. So regen wir den
„Lichtseelenprozess“ in uns an.
Rudolf Steiner stand der spirituellen Tradition des Ostens in keiner Weise ablehnend gegenüber. Vorträge über die Bhagavad Gita und die Paulusbriefe verdeutlichen die Zeitenwende. Zeitgleich mit
Steiner entwickelte der indische Lehrer Sri Aurobindo den integralen Yoga, der die schrittweise Transformation des Menschen und schließlich eine Vergeistigung der Erde herbeiführen sollte.
Aurobindo lehnte damit den alten Yogaweg ab und kam damit dem Steinerschen Denken sehr nahe.
Ende der 1980er Jahre hat der heutige lebende spirituelle Lehrer und Geistforscher Heinz Grill - unabhängig von der Anthroposophie – eine neue künstlerisch-spirituelle
Yoga-Übungsweise entwickelt. Die Grund-Ideen dieser Übungsweise entsprechen jenen Zukunfts-Ideen von Rudolf Steiner vom Yoga.
Der „Neue Yogawille – eine neue Yogaempfindung“, wie der neue Yogaansatz von Heinz Grill genannt wird, soll vor allem unter sozialen und heiltherapeutischen Gesichtspunkten
dem heutigen westlichen Menschen nahe gebracht werden. In diesem Übungsstil hat Heinz Grill zu den Yogaübungen seelisch-geistige Weisheiten erforscht und zugeordnet, die sogenannten
Imaginationen.
Der Übende praktiziert Yoga nicht nur als Körpertraining, sondern viel mehr als ein Training für das Seelenleben und für die Entwicklung von neuen
Fähigkeiten wie Konzentration, Entschlossenheit, Beziehungsfähigkeit im menschlichen Miteinander und vieles mehr.
Er lernt auch, seine Gedanken bewusst zu ordnen und merkt, wie damit eine Empfindung von innerer Ruhe erwacht. Wie sich seine innere Kraft, die „Schöpfer-Kraft“ entwickelt, wie er durch die Vorstellungskraft Bewegungen formen kann und neue Empfindungen bewusst schaffen kann.
Diese schöpferische Kraft, die in der Yoga-Praxis trainiert wird, ist auch im alltäglichen und sozialen Leben anzuwenden. So gewinnt der Mensch neue Lebenskräfte, innere Ruhe und seelische Stabilität.
Der Neue Yogawille hat zum Ziel, jeden einzelnen Menschen in seiner Individualität zu fördern, so dass die Einheit zwischen Yoga und dem Leben wachsen sollte. Das Gegenteil ist
heute oft sichtbar. Es entsteht keine Einheit, es entsteht Polarität zwischen Yoga und dem Leben.
Der Alltag führt uns in die Anspannung, Erschöpfung, mit dem modernen Namen „Burnout“.
Gelingt eine Einheit zwischen Yoga und dem Leben, lösen sich die Polaritäten auf.
Die Körperübung (Asana) ist nicht alleine das Wesentliche, sondern wie der Interessierte sich zur Übung in Beziehung setzt. Studiert er z.B. das Sinnbild einer Asana und erkennt den Wesenskern,
wird er mit einer ganz anderen inneren Haltung die Übung ausführen und gestalten. Diese Erfahrung wird als freie Kraft von innen heraus den Bewegungsapparat und den Übenden in seiner Gesamtheit
neu beleben und wichtige Auf- und Abbauprozesse aktivieren.
Die freie Atmung hat eine umfassende Bedeutung – bleibt der Atem frei, bewirkt dies eine deutliche Löslösung von körperlichen Verspannungen. Das Bewußtsein wird ruhiger. Es lösen sich mit dem
freien Atem unbewusste Willensverkrampfungen im Seelenleben.
Diese Verkrampfungen zeigen sich häufig in Verspannungen im Nacken und in der gesamten Schulterregion.
Fließt der Atem frei, fühlen wir uns empfindungsfähiger und aufnahmefähiger für neue Gedankeninhalte um diese dann gestalten zu lernen.
Siehe auch folgende Internetseiten zu diesem Thema:
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